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Grüße aus dem Trainingslager

Es ist Sonntagnachmittag der ersten Herbstferienwoche und am Beckenrand der Schwimmhalle Hempelmann in Himmelsthür herrscht munteres Treiben. Siebzehn Mädchen und Jungen aus zwei Leistungsschwimmteams von Eintracht Hildesheim packen Badekappen, Schwimmbrillen, Flossen und Schnorchel aus ihren Schwimmrucksäcken. Unter ihnen auch der elfjährige Marcel Majewski. Eine Woche Trainingslager liegt nun vor ihm und seinen Schwimmfreund*innen. Seine Mutter, die in dieser Woche Urlaub genommen hat, zuckt mit den Schultern und grinst: “Eigentlich hatte ich mich auf die Woche mit ihm gefreut, aber dann kamen die Trainingslagerpläne des Vereins. Da war klar, wie er sich entscheidet.” 

Im Alltag trainiert Marcel unter der Woche dreimal im B-Team von Eintracht Hildesheim. Darüber hinaus zieht es ihn aber auch zusätzlich in die Schwimmhalle – zum Training in einem anderen Team. Der Verein macht es möglich. 79 Kilometer ist Marcel seit dem Saisonauftakt Anfang August bereits geschwommen. Bis Anfang Juli sollen es 320 Kilometer sein. Das ist das Ziel, das Trainer Lars Girbig für jedes Teammitglied festgelegt hat: Das Team schwimmt in dieser Saison virtuell die Strecke Oslo – Skagen (Norddänemark).

Aber vorerst hat Marcel ein anderes Ziel: in seinen Paradedisziplinen Freistil und Schmetterling wird er am 08. und 09. November bei den Landesjahrgangsmeisterschaften im Stadionbad Hannover auf der Kurzbahn antreten – natürlich mit Medaillenträumen im Gepäck. Auch die Schwimmer*innen Jacob Abu-Fares (2013), Jule Girbig (2013), Niklas Kastner (2014), Michael Schönknecht (2014) und Ida Inglis-Arkell (2015) sind im Trainingslager angemeldet und haben sich für die anstehenden Meisterschaften qualifiziert. Das Trainingslager wollen sie nutzen, um ihre Muskeln zu trainieren und ihre Technik zu verbessern. 

An diesem Sonntag liegen sechs Tage Training vor den Kindern – sechs Tage mit jeweils zwei Schwimmeinheiten pro Tag: zwei Stunden Wassertraining am Vormittag, zwei Stunden Wassertraining am späten Nachmittag. Dazwischen Mittagessen und eine Stunde Trockentraining in der nahe gelegenen Sporthalle der Realschule Himmelsthür. “Wir sind sehr froh über diese Möglichkeiten hier vor Ort in Himmelsthür”, schwärmt Tobias Falk, der zusammen mit Lars Girbig einer der beiden Haupttrainer des Trainingslagers ist. 

Am Beckenrand haben sich die Kinder mit Springseilen ausgestattet und im vorderen Teil der Schwimmhalle versammelt. Nach circa dreißig Minuten voller Kniebeugen, Planks, Liegestütze, Seilspringen und Lunges sind die Kinderköpfe verschwitzt, und die Trainer geben das Startsignal für den Sprung ins kühle Nass. “Endlich dürfen wir schwimmen”, freut sich die zehnjährige Lina Kleemann auf die erste Wassertrainingseinheit.

Aber auch der Spaß abseits des Wassers kommt in dieser Woche nicht zu kurz: Am Mittwoch freuen sich die Kinder über einen ausgefallenen Parcours in der Turnhalle, der für ein Fangspiel genutzt wird. “So trainieren die Kinder Muskelgruppen und Koordinationsfähigkeiten im Spiel, ohne dass sie es merken”, grinst Trainer Tobias. Dies scheint zu stimmen: Hoch konzentriert werden Kästen erklommen, Taue genutzt, um von einer Seite auf die andere zu schwingen und ein Reifenparcours durchquert – immer mit dem festen Vorsatz, schneller zu sein als der andere. Wer gefangen wird, darf sich auf der Bank abkühlen. Beim Rollbrett-Fußball sind dann alle wieder am Start. Unter lautem Gejohle wird der Ball mit der einen Hand vor sich hergeschoben, während die andere das Rollbrett in Bewegung hält. Am Ende verlassen alle erschöpft und zufrieden die Turnhalle. Die Jüngeren werden von ihren Eltern abgeholt, das ältere Schwimmteam geht nochmal zwei Stunden in der Schwimmhalle trainieren. 

Eines der Highlights dieser Woche ist der Freitag: da steht zwischen den Wassereinheiten am Vor- und Nachmittag Kino auf dem Programm. Nach hundert Minuten in der Welt der Schule der magischen Tiere verlassen strahlende Gesichter das Kino. “Wäre das cool, jetzt mit einer magischen Robbe um die Wette zu schwimmen.”, träumt eines der Kinder. Darauf müssen die Kinder bei ihrer letzten Wassereinheit dieses Trainingslagers aber leider verzichten.

Am Ende dieser Trainingswoche stehen fünfunddreißig neue Kilometer in Marcels Logbuch – einem kleinen Büchlein, in das die Saisonkilometer eingetragen werden. 

Die Eltern holen an diesem letzten Tag glückliche, aber erschöpfte Kinder aus dem Wasserparadies ab. “Das Trainingslager war ein tolles Erlebnis”, da sind sich Kinder und Trainer einig. Möglich gemacht haben das – neben dem Trainerteam – auch die Eltern, die mit Fahrdiensten, Einkäufen, Essensausgabe und vielem anderen das Trainingslager unterstützt haben. 

In den nächsten zwei Wochen wird im regulären Training wieder fleißig trainiert – die Landesjahrgangsmeisterschaften und einige andere Wettkämpfe fest im Visier.

Text: Jessica Inglis-Arkell

Ein kleiner Einblick in unser Trainingslager (zum Vergrößern Klicken)